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Faszien: Die verborgenen Netzwerke unseres Körpers


Faszien: Die verborgenen Netzwerke unseres Körpers

Faszien: Die verborgenen Netzwerke unseres Körpers

Faszien sind die faszinierenden Netzwerke unseres Körpers, die ihn von Kopf bis Fuß durchziehen. Diese umhüllen und stützen unsere Muskeln, Knochen, Nervenfasern und Organe, wobei sie eine entscheidende Rolle bei der Bewegung und Kraftübertragung spielen. Aus Kollagenfasern und Wasser bestehend, variiert ihre Zusammensetzung je nach Körperregion und Funktion – mal fest und widerstandsfähig, mal locker und flexibel.

In den letzten Jahren hat die Wissenschaft das Potenzial der Faszien neu entdeckt. Ihre Bedeutung für die Gelenkstabilität, die Bewegungskoordination und sogar für die Entstehung von Rückenschmerzen wird intensiv erforscht. Einige Experten gehen so weit, das gesamte Bindegewebe als ein einziges, großes Organ zu betrachten.

 

Welche Arten von Faszien gibt es? 

Es gibt verschiedene Arten von Faszien im Körper, die unterschiedliche Funktionen erfüllen. Sie sind in Schichten angeordnet, die sich gegeneinander verschieben lassen und so die Beweglichkeit erhöhen. Zu den Haupttypen gehören:

Die oberflächliche Faszie: Diese befindet sich direkt unter der Haut und besteht aus lockerem Bindegewebe und Fett. Sie enthält weniger Kollagenfasern und ist sehr beweglich. Sie umgibt den gesamten Rumpf und die Extremitäten.

Die tiefe Faszie: Auch als Rumpffaszie bekannt, umhüllt sie die Muskulatur, Sehnen und Bänder des Körpers. Sie ist straff und reich an parallel angeordneten Kollagenfasern, was ihr Stabilität verleiht. Bei Muskelbewegungen überträgt sie die ausgeübte Kraft in alle Körperbereiche.

Die meningeale Faszie: Diese Faszienschicht umhüllt Nervenfasern und -bündel und schützt sie.

Die viszerale Faszie: Diese Schicht enthält Gefäße und Nerven und umgibt alle Körperhöhlen wie Herzbeutel, Bauchraum, Brustkorb und Becken. Sie sorgt für die Versorgung der inneren Organe.

 

Die vielfältigen Aufgaben der Faszien

Faszien sind wahre Multitalente im menschlichen Körper. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Kraftübertragung im Bewegungsapparat. Während Muskeln, Bänder und Sehnen Bewegungen initiieren, unterstützen Faszien diese, indem sie die Zugkräfte über ein komplexes Netzwerk verteilen und so harmonische Bewegungen ermöglichen. Sie sorgen dafür, dass Bewegungsreize und Spannungen auch entfernte Körperbereiche erreichen.

Ein faszinierendes Merkmal der Faszien ist ihre Fähigkeit zur Rückfederung, die effiziente Bewegungen sicherstellt. Innerhalb der Muskeln umgibt das intramuskuläre Bindegewebe (Endomysium) die Muskelfasern und unterstützt die Kraftübertragung.

Faszien umhüllen zudem Organe, Gefäße und Nervenleitungen, bieten Schutz und Stabilität und ermöglichen eine reibungslose Verschiebung der Gewebe. Ihre Rezeptoren sind entscheidend für die Wahrnehmung von Reizen und die Steuerung der Körperausrichtung und Bewegungen (Propriozeption). Darüber hinaus spielen Faszien eine wichtige Rolle bei der Übertragung von Zellsignalen.


Was passiert, wenn Faszien Probleme bereiten?

Faszien sind dynamische Strukturen, die sich im Laufe der Zeit verändern können. Doch ihre Anpassungsfähigkeit kann auch zur Quelle von Problemen werden. Ausgestattet mit Schmerzrezeptoren und Bewegungssensoren, sind Faszien eng mit dem vegetativen Nervensystem verbunden. Sie senden kontinuierlich Signale an das Gehirn, die uns helfen, unseren Körper wahrzunehmen. Doch wie reagieren Faszien auf Stressfaktoren wie Überbelastung oder Bewegungsmangel?

Eine Funktionsstörung, bekannt als myofasziale Dysfunktion, kann zu verklebten und verhärteten Faszien führen. Faktoren wie Überlastung, Bewegungsmangel, Alterungsprozesse, Medikamente, Entzündungen und Verletzungen können die Festigkeit und Beweglichkeit des Fasziengewebes beeinflussen, was Einschränkungen in der Beweglichkeit und Schmerzen verursacht. Besonders die Lendenfaszie, die größte Faszie unseres Körpers, ist anfällig für solche Probleme. Sie verbindet die Rückenmuskeln mit den Oberschenkel- und Gesäßmuskeln. Bewegungsmangel kann dazu führen, dass diese Faszie verdickt, verklebt und verfilzt, was die Ausschüttung von Entzündungsstoffen verstärkt, und die Schmerzempfindlichkeit erhöht.

 

Therapie der Faszien

Faszientraining umfasst eine Vielzahl von Techniken, bei denen Druck auf Muskeln und Faszien ausgeübt wird. Diese Methoden können sowohl in der Physiotherapie als auch individuell angewendet werden. Studien deuten darauf hin, dass Faszientraining zumindest kurzfristig die Flexibilität erhöhen und Muskelkater reduzieren kann. Es hilft dabei, die Faszien zu lösen und die Beweglichkeit zu fördern.

Beim eigenständigen Training gehören Faszienrollen, Schaumstoffrollen und Kugelmassagegeräte verschiedener Härtegrade zu den beliebtesten Hilfsmitteln. Diese Geräte ermöglichen es, gezielten Druck auf die Faszien auszuüben und so Verklebungen zu lösen. Obwohl die kurzfristigen Vorteile wie erhöhte Flexibilität und weniger Muskelkater gut dokumentiert sind, bleibt aber unklar, ob Faszientraining langfristig die Beweglichkeit verbessert.




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